Wie ein Kind


Warum arbeite ich eigentlich im Atelier? Was treibt mich an? Habt Ihr Euch die Frage auch schon gestellt?

Für mich ist ein Teil der Antwort, dass ich beim kreativen Arbeiten manchmal wieder werde wie ein Kind. Dass ich mich freue über die kleinsten Dinge. Mich verliere im Moment, mich schmutzig mache, und mir auch die Erlaubnis gebe zu all dem. Im Erwachsenenleben gibt es nicht sehr viele Räume, in denen das möglich ist. Sehr oft bestimmen Kopf und Vernunft. Was auch okay ist. Dennoch tut es gut, die andere Seite zwischendurch ausleben zu können. 

Vielleicht auch aus diesem Grund kehre ich zurück zu einem Medium, das ich aus Kindertagen kenne: Neocolor. Ich habe eine alte Schachtel “Neocolor Aquarelle”, die man mit Pinsel und Wasser weiterbearbeiten kann. Die Farben sind kräftiger, die Spitzen der Stifte grober und eckiger, als wenn ich mit anderen Techniken arbeite. Die Haptik und das Grobe an diesem Material machen einen Teil der Faszination aus.

Das Endresultat ist jetzt nichts, was ich an einer Ausstellung zeigen oder verkaufen wollen würde. Aber das Zeichnen hat Freude gemacht, und wer weiss, vielleicht führt das am Ende noch zu etwas anderem, was sich durchaus präsentieren lassen würde? Vielleicht auch nicht, und auch das wäre in Ordnung.

Zum Schluss zeige ich noch eine Seite aus meinem Miniskizzenbuch – etwas, was ich oft als Einstieg in einen Ateliertag benutze, weil es so niederschwellig ist. Es muss nichts, und alles darf. Daraus können Neuentdeckungen resultieren oder auch etwas Klitzekleines wie die Gegenüberstellung von Tennisbällen und Zitronen, die mir aus unerklärlichen Gründen Freude bereitet. Das hintere Bild stammt aus einer Strickzeitschrift aus den Siebzigern, die ich am Strassenrand fand. Damit werde ich in Zukunft sicher noch vermehrt in meinen Collagen arbeiten.