Nestwärme


Der 13. November beginnt etwas verkorkst. Die globale Situation schlägt mir aufs Gemüt und zudem ist auch noch meine Schwester im Krankenhaus. Ich bin ich eigentlich nicht in der Stimmung zum Malen.

Ich wähle ein Motiv, das meine Sehnsucht ausdrückt: ich möchte mich einmummeln und unter der Decke verkriechen, ein Stück weit wegen meiner Novembermüdigkeit, aber auch irgendwie aus einem Bedürfnis an Sicherheit heraus, die momentan grundsätzlich fehlt. Es wird also ein Eichhörnchen, rund in sein Nest gekuschelt. Sarah findet, es erinnere an ein Kinderbuch, und da hat sie nicht Unrecht. Das passt ja auch zur Nestwärme, die ich da herbeigemalt habe. Eine Antithese zur gegenwärtigen Situation, wenn man so will. Nachdem ich das Eichhörnchen fertiggestellt habe, fühle ich mich ein ganzes Stück besser.

Am Mittag findet unser zweites Kunstzmittag statt, ein interdisziplinärer Austausch zwischen zwei Tänzerinnen, einer Musikerin, Sarah und mir. Ich nehme daraus mit, dass ich meinen Bildern Namen geben könnte, die eine weitere Ebene oder Bedeutung hinzufügen. Und dass Kunst mehr sein sollte als blosse Ästhetik.

Am Nachmittag male ich am Birkenwäldchen weiter. Ich vervollständige die weissen Stämme mit den grauen Markierungen. Danach pinsle ich vor allem ockerfarbene, khakigrüne und hellgelbe Viereckchen auf die Leinwand. Vermutlich werde ich nächstes Mal noch silbergrüne Blätter hinzufügen. Aber das entscheide ich dann mit frischen Augen.