Bewegung beim Malen


“Schweben, tupfen, wringen, stossen, drücken, schnippen, schieben, gleiten” – das ist die Vorgabe für das nächste Kunstzmittag von Anfang Juli. Sie kommt von der Tanzschaffenden Sunita, die gespannt ist, wie wir in den anderen Disziplinen mit einem solchen Thema umgehen. Eine Herausforderung für mich!

Ich überlege, was ich machen könnte, und fange damit an, den Pinsel nach diesen Instruktionen zu führen. “float / dab / wring / thrust / press / flick /slash / glide” – diese von Sunita vorgegebenen Worte auf Englisch notiere ich im entsprechenden Bildbereich. Das heisst, ich versuche mit dem Pinsel auf einem Aquarellblock im Format A6 fast schwebend zu malen, was die wellenartigen Linien ergibt. Ich tupfe zuerst leicht unten rechts, dann wringe oder verdrehe ich den Pinsel unten links, ich stosse ihn auf das Papier erneut rechts, ich drücke ihn, was eine fast gleiche Wirkung erzielt wie das Tupfen. Ich fülle den Pinsel mit Farbe und schnippe mit dem Finger dran, so dass es spritzt (violett). Ich halte den Pinsel mit der linken Hand und verschiebe ihn auf dem Papier mit der rechten (linke Bildseite mittig). Zum Schluss gleite ich mit dem Pinsel noch ganz oben drüber, was man kaum sieht.

Es hat etwas Experimentelles, Spielerisches, das mir gefällt. Vor allem der Effekt, der in der rechten Bildhälfte entsteht, spricht mich an. So beschliesse ich, damit weiterzuarbeiten auf einem zweiten A6-Papier. Dabei kommt Folgendes heraus:

Die gelbe Linie ist fast schwebend gemalt, daher wirkt sie auch ungleichmässig und unstet. Im rechten unteren Bildteil habe ich erneut getupft, gestossen, gedrückt. Darüber die Spritzer in Violett, die durch mein An-den-Pinsel-Schnippen entstanden sind. Ich wringe den Pinsel mit grüner Farbe unten links.

Welche Wirkung entsteht, wenn ich auf diese Weise mit dem Pinsel arbeite? Mir gefällt die sichtbar gemachte Dynamik. Die gelben Linien haben fast ein Eigenleben, und man spürt die Kraft das Schnippens in den violetten Spritzern. Ich habe Lust, in einem etwas grösseren Format weiter herumzuexperimentieren.

Mit den gleichen Techniken wie oben entsteht dieses dynamische Wasserbild. Ich füge dem noch zwei Gesichter hinzu. Daraus entstehen dann zwei Wassermenschen:

Das Resultat haut mich nicht unbedingt aus den Socken, aber das Herumexperimentieren macht auf jeden Fall Spass!

Der grosse Borstenpinsel ist vom Tupfen, Stossen und Drücken ein bisschen struppig geworden und verliert ein paar Haare. Aber das ist nicht weiter tragisch; es war kein teurer Pinsel.

Es ist ein heisser Tag, und so mache ich danach Feierabend.